Kreishandwerkerschaft Südniedersachsen ehrt Meister und herausragende Gesellen

Eichsfelder Tageblatt vom 27.04.2016

Kettenfahrzeuge und Kutschen aus Zucker

Von Hauke Rudolph

2016-04-27-Kettenfahrzeuge und Kutschen aus Zucker

Die Kreishandwerkerschaft Südniedersachsen ehrte ihre innungsbesten Gesellen und frischgebackenen Meister. Foto: Wenzel
Göttingen. Sie haben ihre Meisterprüfung abgelegt oder haben als Gesellen auf Innungs-, Kammer- oder Landesebene hervorragende Leistungen gezeigt: 27 junge Handwerker aus der Region. Bei einer Feierstunde der Kreishandwerkerschaft Südniedersachsen wurden sie geehrt.

„Handwerk ist nicht altbacken und überholt, sondern innovativ und spannend“, rief Kreishandwerksmeister Christian Frölich den Geehrten, ihren Eltern, Arbeitgebern, Ausbildern und Berufsschullehrern bei der Veranstaltung im DT-Keller zu. Eine Einschätzung, die sich beeindruckend in der Vielfalt an Berufen, welche die jungen Handwerker ausüben, den höchst unterschiedlichen Werkstücken, die sie für ihre jeweilige Prüfung anfertigten, sowie den ambitionierten Zukunftsvorstellungen, die sie äußerten, widerspiegelte.

Sie habe als kleines Mädchen zwar mit Puppen gespielt, aber nicht deren Haare frisiert, sondern sie in Spielzeugautos gesetzt, erzählt Shari Stakenkötter, zweite Kammersiegerin Kfz-Mechatronikerin. Jetzt hat sich die 23-Jährige als Zeitsoldatin verpflichtet, wo sie in der Instandsetzung zunächst Jeeps und später Panzer reparieren wird.

Kein schweres Kettenfahrzeug, sondern eine zuckersüße Kutsche hat Marie Mengel kreiert. Die 26-Jährige ist Konditorin. Acht Kilo Zucker und sechs Kilo Schokolade hat die Hann. Mündenerin für ihr köstliches Meisterstück verarbeitet. An ihrem Beruf liebt sie zum einen das hohe Maß an Kreativität, das er mit sich bringt, zum anderen die Möglichkeit, „immer mal wieder naschen zu können“.

Kreativ will auch Jonas Ballhausen später sein, und zwar mit dem Werkstoff Holz. Der zweite Landessieger der Zimmerer hat nach seiner Lehre das Studium „Holzbau und Ausbau“ aufgenommen, eine Entscheidung, die sein Ausbilder Thilo Diedrich als „für uns schlecht, für ihn genau richtig“ bezeichnet.

Welche ungewöhnlichen Ausbildungsberufe es gibt, wird an dem von Lydia Christin Stolte deutlich: Die 20-Jährige hat Glasapparatebauerin gelernt, wurde zweite Landessiegerin und als Gesellenstück baute sie eine Destillationsapparatur. Worum es sich bei den beiden Gesellenstücke von Jannis Niessmann genau handelt, dürften auch nur die wenigsten erklären können: Der Landessieger der Orthopädiemechaniker fertigte eine Unterschenkelorthese mit Verkürzungsausgleich sowie einen Unterschenkelprothesenschaft mit einem Soft-Socket an.

Mit „ehrfurchtgebietenden“ Objekten hat Ameli Stock Gissendanner zu tun. Die frischgebackene Buchbinde-Meisterin, die sich mit einer Werkstatt in der Düsteren Straße selbstständig gemacht hat, restauriert Bücher, die manchmal 400 Jahre alt sind. „An etwas zu arbeiten, das vor so langer Zeit hergestellt wurde, ist schon ein erhabenes Gefühl“, sagt sie.

 

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