Weimarer Kulturexpress in den BBS – Duderstadt

Eichsfelder Tageblatt vom 02.11.2016

Wenn das Smartphone süchtig macht

Weimarer Kulturexpress zeigt das Theaterstück „Online“ in den Berufsbildenden Schulen Duderstadt

Von Claudia Nachtwey

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Je häufiger sie auf das Smartphone starrt, desto seltener blickt Jule in die Augen der Menschen. Foto: PH

Duderstadt. Das Smartphone gehört heute für viele zum Alltag. Doch was ist, wenn das Gerät zum einzigen Lebensinhalt wird? Gisa Wilfarth und Madeleine Weiler vom Weimarer Kulturexpress haben das Stück „Online“ zum Thema Smartphonesucht in den Berufsbildenden Schulen (BBS) aufgeführt.

Der Plot handelt von Jule, die zum Geburtstag ihr erstes Smartphone geschenkt bekommt. Ihre Persönlichkeit ändert sich daraufhin zunehmend. Nach anfänglicher Freude darüber, „endlich dazuzugehören“ und mit den Freunden chatten zu können, nimmt das Gerät immer mehr Raum in ihrem Leben ein.

Nur über das Smartphone fühlt sie sich wahrgenommen und wertgeschätzt.

Es wird ihr so wichtig, dass sie nur noch auf das Display starrt, beim Essen, beim Treffen mit Freunden, in der Schule. Jule bemerkt nicht, dass sie den realen Kontakt zu Menschen verliert. Ihre Mutter reagiert erst hilflos, jedoch gelingt es ihr schließlich, die Sucht zu erkennen und ihre Tochter zu einer Therapie zu schicken.

„Smartphonesucht ist ein relativ neues Krankheitsbild“, erklärte Wilfarth, die Jule gespielt hatte, in der anschließenden Diskussionsrunde mit rund 130 Schülern aus den 11. und 12. Jahrgängen der BBS. Zwischen Nutzung eines Smartphones und krankhafter Abhängigkeit lägen viele Grauzonen, die Symptome seien allerdings dieselben wie bei anderen Süchten. Wilfahrt zeigte im Stück: Je mehr die Mutter versuchte, Jule das Handy wegzunehmen, desto aggressiver reagierte das Mädchen. Jule vernachlässigte schließlich alles andere: Schule, Mitmenschen, Ordnung und Körperpflege.

Bei der Reaktion der Mutter stellte sich die Frage: Wann sollen Eltern eingreifen? Wo geht es um Vertrauen, wann um Vertrauensbruch? Einige Schüler waren der Meinung, dass die Mutter klarere Regeln aufstellen solle. Weiler sagte, dass es beispielsweise Freunden gegenüber respektlos sei, ihnen im Gespräch nicht in die Augen zu sehen, sondern auf das Display zu starren.

„Der Weimarer Kulturexpress ist das vierte Mal mit einem Theaterstück zu aktuellen Themen bei uns gewesen“, sagte BBS-Lehrerin Katja Fürstenberg, die die Veranstaltung organisiert hatte. Erstmalig wurde das Theater in der Kantine aufgeführt.

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