„Wollen einen Anschub geben“ „Erfolgsmodell duale Berufsausbildung“

”Göttinger informierten in Spanien über das Erfolgsmodell der deutschen Berufsausbildung

LANDKREIS GÖTTINGEN. „Wir wollen einen Anschub geben“, sagt Michael Hamel, Geschäftsführer der Klartext GmbH, eines Göttinger Medienunternehmens. Der Unternehmer war gemeinsam mit Dr. Martin Rudolph (Industrie- und Handelskammer Hannover), Sabine Schlüer (Mahr GmbH), Sabine Freese (Berufsbildende Schulen Duderstadt) und Maria Casan (Volkshochschule Göttingen) in Pamplona, Zentrum der spanischen Region Navarra.

Besuch bei Flugzeugzulieferer in Pamplona: Das Foto zeigt die Göttinger Delegation mit Dr. Martin Rudolph (Industrie- und Handelskammer, ganz links), Maria Casan (VHS Göttingen, 2. von links), Sabine Freese (Berufsbildende Schulen Duderstadt , 6. von links), Sabine Schlüer (Firma Mahr, 7. von links), Michael Hamel (Klartext GmbH, 8. von links) zusammen mit Vertretern der Berufsschule der Salesianer und Mitarbeitern des spanischen Unternehmens mtorres. mtorres ist für die beiden Flugzeugbauer Airbus und Boeing tätig.

Es war ein Gegenbesuch, nachdem voriges Jahr die Leitung der Berufsschule von Pamplona in Göttingen war und sich über das Duale System der Berufsbildung in Deutschland informiert hatte. Duales System bedeutet, in der Berufsschule wird Theorie, im Betrieb Praxis vermittelt. Die Berufsschule in Pamplona Stadt werde von Ordensbrüdern des Salesianerordens geleitet, erzählt Sabine Freese, Leiterin der BBS in Duderstadt. Dies habe Tradition, die Salesianer mit ihrem Ordensgründer Don Bosco gelten als Begründer des Berufsschulwesens auf der iberischen Halbinsel.

Fakt ist, dass die Berufsausbildung in Spanien sich von der in Deutschland stark unterscheidet. Nach dem Schulabschluss schließe sich eine zweijährige Berufsschule mit einem dreimonatigen Praktikum an, erläutert Martin Rudolph, der in Göttingen die IHK-Geschäftsstelle leitet. Mit dieser nur kurzen Praxisphase hätten es die Jugendlichen schwer, eine Stelle zu finden, Betriebe zögen Bewerber mit mehr Berufserfahrung vor.

Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, jeder zweite junge Mensch unter 25 Jahre ist ohne Job, beschreibt die Problematik. Politik und Wirtschaft in Navarra wollen das ändern, sagt Maria Casan, die den Kontakt zu der Berufsschule in Pamplona geknüpft hatte. Das Interesse der Spanier sei, zu erfahren, wie Theorie und Praxis stärker verzahnt werden können.

Entwicklungshilfe in Sachen Berufsbildung? Sabine Schlüer, Personalreferentin bei der Firma Mahr, hält Entwicklungshilfe für das falsche Wort. Sie spricht von „Wissenstransfer“und meint damit, dass auch sie als Personalreferentin und die Auszubildenden der Firma Mahr von den Spaniern lernen können.

Die Mahr Gruppe, Spezialist für Fertigungsmesstechnik, biete ihren Lehrlingen die Möglichkeit, in einem anderen europäischen Land einen Teil der Ausbildung zu absolvieren, erläutert Sabine Schlüer. Damit verbesserten die jungen Leute ihre Sprachkenntnisse und lernten eine andere Kultur kennen. Die Ausstattung an der Berufsschule in Pamplona sei hervorragend, so der Eindruck der Delegation, sowohl für technische Berufe wie Industriemechaniker und Elektroniker als auch für Medienberufe. Spanien mit einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent schaue nach vorn, sagt Unternehmer Hamel. Überzeugungsarbeit

Es werde allerdings noch viel Überzeugungsarbeit bei den spanischen Firmen nötig sein, meint der Geschäftsführer. Er habe bei den Gesprächen darauf hingewiesen, dass es ein Riesenvorteil sei, in die Ausbildung junger Leute zu investieren. Dies zahle sich aus, der Betrieb ziehe sich dadurch gut ausgebildete Fachkräfte heran.

Die spanischen Arbeitgeber hätten eingeräumt, dass es jetzt auch ein bis zwei Jahre dauere, bis sich neu eingestellte Mitarbeiter, die von der Berufsschule kommen, eingearbeitet hätten. (kri)

 

 

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